Das Töpfchentraining oder trockenwerden, ist für das Kind ein ebenso großer Lernprozess wie für die Eltern. Zusammen mit meinem Sohn haben mein Mann und ich auf dieser Reise viel gelernt.
Wenn ich darüber nachdenke, haben wir als Eltern Windeltraining bekommen, als Lias geboren wurde. Wir lernten, wie man ihm eine Windel anzieht, erkannten seinen Schrei, wenn er sie beschmutzt hat, und wie man eine Windel schnell und effizient wechselt (dies war wichtig, weil er ein Winterbaby war).
Irgendwann waren wir alle zusammen im Flow dieses Windelgeschäfts und es funktionierte recht reibungslos.
Trocken werden mit der Montessori Sauberkeitserziehung Methode
Etwa zur gleichen Zeit, wie ich schon öfters auf dieser Website erwähnt habe, lernte ich die Pädagogik von Maria Montessori kennen. Ich las über ihr Mantra „folge dem Kind“, und mir gefiel das Konzept.
Aber mir wurde auch schnell klar, dass man keine Wunder erwarten darf. Ein 12 Monate oder 18 Monate altes Kleinkind wird nicht plötzlich sagen: „Hallo Mama, ich möchte jetzt Trocken werden, die Toilette/das Töpfchen benutzen und die Windeln wegwerfen.“
Die Montessori-Lehre besagt, dass das beste Zeitfenster oder Alter, in dem ein Kleinkind lernen kann, die Toilette/Töpfchen zu benutzen, zwischen 12 und 18 Monaten liegt. Ich bin mir bewusst, dass dies wahrscheinlich viel früher ist als der von Experten oder Großeltern/anderen Eltern häufig empfohlene Zeitrahmen.
Als unser Sohn etwa 11 Monate alt war, kaufte ich ein Töpfchen und richtete eine Töpfchenecke für ihn ein, inspiriert von Montessori-Eltern aus aller Welt. Die Idee ist, einen definierten Bereich zu haben, zu dem das Kind jederzeit Zugang hat und den es erkunden kann, wann immer es möchte. Hier sind die grundlegenden Dinge, die ich getan habe, um die Töpfchenecke einzurichten:
- Ein Töpfchen oder einen Kindersitz auf der Toilette, auf den man über eine kleine Treppe gelangen, kann.
- Für das Kind zugängliche Tücher und ein Waschbecken zur Selbstreinigung. Ich begann mit einem Waschbecken über der Badewanne und ging später zu einem Tritthocker am Waschbecken über, als er groß genug wurde, um den Wasserhahn zu erreichen.
- Korb mit sauberer Unterwäsche und einer Wanne zum Einwurf verschmutzter Unterwäsche.
- Korb mit Büchern.
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Ich fand dieses Töpfchen perfekt für die frühe Sauberkeitserziehung. Es ist niedrig genug, dass ein Kleinkind selbständig darauf steigen kann. | Dieses Waschbecken über der Badewanne ist hervorragend für kleine Badezimmer. | Wir haben diesen klappbaren Tritthocker für unser Gäste-WC besorgt, unser Sohn kann damit das Waschbecken dort nutzen. |
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Trainingshöschen / Trainerhöschen
Da die Montessori-Methode es dem Kind ermöglicht, sich langsam an das Töpfchen oder die Toilette zu gewöhnen, können Traininghöschen eine echte Hilfe sein. Diese haben einen extra gefütterten Bereich, der mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Falls mal ein Unfall passiert, wird zwar auch die Hose nass, aber es entsteht keine Pfütze am Boden. Somit ist die Situation für das Kind weniger unangenehm, außerdem kann es seine Hose möglicherweise bereits selbst wechseln.
Diese Flyish Trainerhöschen und diese Trainerhose gefielen uns sehr gut, nachdem wir ein paar andere Trainingshöschen ausprobiert haben. Sie bestehen aus 100 % Baumwolle für das Innen- und Außenfutter, und sie fühlen sich fast wie normale Unterwäsche an.
Wie viele Trainingshosen soll ich kaufen? Wenn du Stoffwindeln verwendest, dann könntest du dir ungefähr die gleiche Menge an Traininghöschen zulegen. Am Anfang kann dein Kleinkind die Trainerhöschen fast so oft einnässen wie die Windel. Wenn du zuvor noch keine Stoffwindeln verwendet hast, sind mindestens 8-10 Teile ein guter Anfang, wobei du bereit sein solltest, am Anfang häufiger zu waschen.
Töpfchentraining ab 1 Jahr – Schritt für Schritt
12 – 13 Monate alt
In der ersten Phase zeigte Lias sogar Angst vor dem Töpfchen. Er saß nur 1 Sekunde lang, bevor er wieder vom Töpfchen sprang. Wir haben uns nicht einmal getraut, überhaupt die Toilette auszuprobieren.
Ich verstehe, dass er zu diesem Zeitpunkt noch ein junges Kleinkind war, und er lernte noch, sich mit uns zu verständigen. Daher ist die Idee, ihn sich einfach langsam an das Töpfchen gewöhnen zu lassen. Als ersten Schritt sollte er sich einfach daran gewöhnen, dass sein Töpfchen auf der Toilette steht, direkt neben der Toilette seiner Eltern.
14 – 18 Monate alt
Dies war die längste Phase, die wir hatten. Das lag vor allem daran, dass wir sie nicht ernst genug genommen hatten und hofften, dass das Kind irgendwie von alleine vorankommt.
In dieser Phase trug Lias zu Hause Trainingshöschen. Diese Unterwäsche ist im Schritt dicker gefüttert, um Urin aufzusaugen, sodass das Kind bei „Unfällen“ nicht in einer Pfütze stehen muss, aber dennoch sofort die Nässe spürt. Zum Rausgehen oder Schlafen, wickelten wir ihn in Stoffwindeln oder Einwegwindeln.
19 Monate bis 21 Monate alt
Zu diesem Zeitpunkt war der Sommer fast zu Ende. Mir war bewusst, dass wir für ernsthafte Fortschritte eine gewisse Phase des Nacktseins benötigen würden.
Ich habe dieses praktische und lustige Buch mit dem Titel Oh Crap Potty Training erhalten und liebe die Trainingsblöcke, wie das Trocken werden angegangen werden kann. Ich kann jedem empfehlen, sich dieses Buch zu besorgen, wenn man das Töpfchentraining beschleunigen möchte oder überhaupt nicht weiß, wie man anfangen soll.
22 Monate bis 2 Jahre alt
Lias ist bereits mit 22 Monate richtig trocken geworden. Die Abstände zwischen den Pinkelpausen wurden immer größer und mittlerweile ging er konsequent nur noch auf die Toilette oder das Töpfchen, um sein großes Geschäft zu erledigen. Er konnte uns nun mitteilen, wenn er gehen musste und mochte es generell nicht, wen wir ihn von uns aus dazu aufforderten. Deshalb schlugen wir ihm nur noch zu gewissen Zeitpunkten wie z.B. nach dem Aufstehen, vor bzw. nach dem Essen, vor dem Verlassen des Hauses oder nach der Rückkehr, vor, auf die Toilette zu gehen. Wenn er es ablehnte, drängten wir ihn nicht und es ging fast immer gut.
Es konnte immer noch vorkommen, dass er zu lange gewartet hat oder vom Spielen zu sehr abgelenkt war, sodass er aus Versehen in die Hose pinkelte. Darum machten wir kein Drama – kurz sauber waschen und eine neue Hose, schon fertig. Lias weiß auch, wo er seine schmutzige Kleidung hinlegen und wo er sich neue holen kann. Das hilft ihm, selbstbewusst mit seinen eigenen Fähigkeit zu bleiben.
Weitere Tipps zum Trocken werden
- Nimm festgelegte Töpfchenzeiten in den Tagesablauf mit auf – nach dem Aufwachen, vor dem Verlassen des Hauses, bei der Rückkehr von draußen, vor/nach dem Essen oder auch, wenn dein Kind bereits seit längerer Zeit nicht mehr auf dem Töpfchen war.
- Wenn ihr unterwegs seid, kannst du deinem Kind auch in regelmäßigen Abständen den Gang zu einer öffentlichen oder anderweitig zugänglichen Toilette anbieten. Für meinen Sohn reichte auch oft ein Baum oder Strauch, aber auch kleinere Mädchen können mit deiner Hilfe sich in der Natur erleichtern. Unser Sohn hat das Angebot für eine Pinkelpause an einem Baum immer angenommen, auch wenn er gar nicht viel musste. Wahrscheinlich gefällt ihm die Umgebung und die frische Luft dabei.
- Versuche in den Rhythmus deines Kindes zu kommen und biete das Töpfchen zur richtigen Zeit an. Dies könnte z.B. jede Stunde oder alle 2 Stunden sein, jedes Kleinkind ist anders, und manche ändern ihr Verhalten sogar von Zeit zu Zeit. Unser Sohn musste im Winter bei kälterem Wetter in kürzeren Abständen.
Sauberkeitserziehung – Regression
Der wichtigste Ratschlag ist, konsequent zu bleiben! An einem Punkt wurde es wirklich schlimm, Lias hat fast jedes Mal in die Hose gepinkelt anstatt ins Töpfchen. Er machte tatsächlich Rückschritte. Ich hätte hier fast aufgegeben, aber nach ein paar Wochen durchhalten war diese Phase wie von Zauberhand überwunden.
Wir erinnerten ihn immer wieder daran, wo die Toilette/das Töpfchen ist und luden ihn ein, mitzukommen und gemeinsam seine nasse Unterwäsche und Hose zu wechseln.
Wenn euer Kind sich tief in einer Regression befindet, kann es helfen, sich die Umgebung oder Routine nochmal genauer anzusehen. Hat sich etwas verändert, oder wird das Kind durch etwas verunsichert?
Sauberkeitserziehung – Großes Geschäft
In meiner Recherche zum Stuhlgang fand ich heraus, dass das große Geschäft im Allgemeinen etwas schwieriger zu lernen sei, aber unser Sohn beherrschte dies sogar deutlich früher als ins Töpfchen zu pinkeln.
Wir hatten uns angewöhnt, immer das Töpfchen direkt nach dem Aufwachen anzubieten, seit er 12 Monate alt war. Er hatte einen Morgenrhythmus und gewöhnte sich innerhalb weniger Wochen schnell daran, direkt nach dem Aufstehen sein großes Geschäfts ins Töpfchen zu erledigen. Zu dieser Zeit trug er noch Windeln, aber er bevorzugte es, sein „Kaka“ direkt ins Töpfchen zu machen. Als wir mit Trainingshosen anfingen gab es natürlich noch den ein oder anderen Unfall, aber ab ungefähr 18 Monaten schaffte er es konsequent das Töpfchen aufzusuchen, wenn es nötig war.
Stoffwindeln helfen beim Trocken werden
Als mein Sohn 6 Monate alt war, informierte ich mich über Stoffwindeln. Angesichts der vielen Einwegwindeln fühlten wir uns schlecht und wollten einen Beitrag zur Müllreduzierung leisten.
Nach vielen Recherchen bin ich auf ein Stoffwindeln-System gestoßen, das für uns funktionierte. Vielleicht werde ich an einem anderen Zeitpunkt mehr darüber schreiben. Hier nur die Information, dass wir das Windelzauberland PUL zusammen mit XKKO Mullwindeln Muslin verwenden.
Stoffwindeln sind auch bei beim Trocken werden hilfreich, da das Baby von klein auf die direkte Wirkung von Nässe beim Pinkeln spürt. Heutige Wegwerfwindeln absorbieren Feuchtigkeit so gut, dass das Kind keine oder kaum Feuchtigkeit spürt und damit auch den Effekt vom Wasser lassen nicht voll verstehen kann.
Ausscheidungskommunikation – Sauberkeitserziehung von Geburt an
Während all dieser Recherche stolperte ich auch über Ausscheidungskommunikation (Elimination Communication / EC) und war davon beeindruckt. Babys geben vor dem Wasser lassen oder großem Geschäft eine Art Signal ab, welches Eltern mit etwas Übung erkennen können. Dadurch können die Eltern das Kind schnell in eine geeignete Umgebung bringen, in der es sein Geschäft erledigen kann, völlig ohne Windeln. Diese Technik wird heutzutage zum Beispiel noch oft in manchen Teilen Afrikas angewandt. Gerade, wenn man häufig außerhalb unterwegs ist, gibt es immer eine gute Gelegenheit um sich zu erleichtern.
Ich fragte mich, ob wir diese Technik seit Geburt hätten anwenden sollen. Allerdings gab es auch so genügend Herausforderungen, als erstes Mal Mutter in einem fremden Land, das Jonglieren mit dem Stillen und den kurzen Nächten, wahrscheinlich hätten wir sowieso nicht durchgehalten. Es gibt einen Grund, warum die komfortablen Windeln erfunden wurden!
Aber für diejenigen, die sich einer solchen Herausforderung gewachsen fühlen, ist Ausscheidungskommunikation eine natürliche Art und Weise, das Trocken werden zu erlernen.
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Top beschrieben! Großes Lob! Ich bin Erzieherin und Mama eines fast 23 Monate alten Sohnes. Ich fand die Montessori Pädagogik schon immer bewundernswert und habe schon sehr früh angefangen diese in unseren Alltag zu integrieren. Im Badezimmer hat er schon sehr früh eine kleine waschecke eingerichtet bekommen, mit 14 Monaten zog hier auch sein Töpfchen ein. Deine Beschreibung der Sauberkeitserziehung hat mir hierbei sehr gut geholfen. Ganz großes Lob. Seit 3 Wochen ist unser Sohn nun auch tagsüber windelfrei und geht selbstständig aufs Töpfchen. Auch sehr ermutigend fand ich die Beschreibung der ,,Regression“ die hatten wir auch und wie bei euch war diese von heute auf morgen verschwunden, man hat in dieser Phase gemerkt -es findet ein wichtiger Lernprozess statt, denn nach der Regression hat er dann auch das erste Mal sein großes Geschäft ins Töpfchen gemacht, wie Montessori so schön sagte,, ich kann und will es alleine verstehen, hab Geduld meine Wege zu begreifen,…denn daraus kann ich lernen“.
Liebe Grüße weiter so:)
Liebe Sina, vielen Dank für die Rückmeldung! Es freut mich, dass mein Beitrag geholfen hat und dass dein Sohn jetzt Windelfrei ist. 🙂 Dein Montessori-Zitat passt perfekt hier! LG, Rachel